Tobias Moser erhält Ernst Jung-Preis für Medizin 2017
Prof. Dr. med. Tobias Moser erhält in diesem Jahr den in der Medizinwelt hoch angesehenen Ernst Jung-Preis für Medizin der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung. Der Mediziner und Neurowissenschaftler teilt sich die Auszeichnung mit dem Züricher Strukturbiologen Prof. Nenad Ban vom Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich. Die hochkarätigen Wissenschaftler haben beide bedeutende Vorarbeit für die weitere anwendungsbezogene Erforschung ihres jeweiligen Fachgebiets geleistet und teilen sich die beachtliche Preissumme in Höhe von 300.000 Euro zu gleichen Teilen.
Hören (und) verstehen
Wie werden Geräusche von unserem Gehör aufgenommen? Wie erhalten wir innerhalb weniger Sekundenbruchteile eine akustische Information? Schallwellen treffen auf das Ohr und werden von den Sinneszellen der Cochlea, den sogenannten Haarzellen, in elektrische Signale umgewandelt, die unser Gehirn wahrnehmen und verarbeiten kann. Diese blitzschnell ablaufenden, hochkomplizierten Prozesse der synaptischen Schallkodierung auf molekularer Ebene zu verstehen, ihre Pathologie zu untersuchen und Gentherapien zu entwickeln sind die Forschungsziele von Tobias Moser und seiner Mitarbeiter. Als Vorreiter erarbeiteten sie in der Vergangenheit bereits wichtige Grundlagen auf dem Gebiet, das mittlerweile von weltweit mehr als 20 Arbeitsgruppen sehr aktiv erforscht wird. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler um Moser die spezialisierten auditorischen Synapsen des Hirnstamms, die Informationen sehr zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit übertragen. Seit 2008 leisten sie zudem Pionierarbeit bei der Etablierung des optogenetischen Cochlea-Implantats.
Kreativität und Verantwortungsbewusstsein als Schlüsseleigenschaften
Moser ist Institutsleiter und Professor am Institut für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen. Darüber hinaus leitet er in Göttingen die Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften und Optogenetik“ am Deutschen Primatenzentrum, die Arbeitsgruppe „Synaptische Nanophysiologie“ am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie sowie die assoziierte Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften“ am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin. „Ich bin von Natur aus neugierig und möchte den Dingen intensiv auf den Grund gehen“, erklärt der 48-jährige seine Motivation zur Forschung. „Kreativität, Leistungsbereitschaft, Aufrichtigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind für mich Schlüsseleigenschaften eines erfolgreichen Forschers. Für Ärzte zudem die Fähigkeit, für erkrankte Menschen ein kompetenter medizinischer Partner zu sein und eine gute Balance aus Fürsorge und Akzeptanz des Patientenwillens zu finden.“ Neben seiner Arbeit verbringt Tobias Moser Zeit mit seiner Frau und seinen drei Kindern und widmet sich dem Sport, der Natur und der Kunst.
Der Ernst Jung-Preis für Medizin zählt zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas. Die 1967 gegründete Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützt mit dieser jährlich vergebenen Auszeichnung bereits seit 1976 Forschungsprojekte von Spitzenwissenschaftlern. 8,7 Millionen Euro sind allein durch sie bereits in die medizinische Forschung geflossen.