Zahl der verwendeten Versuchstiere geht deutlich zurück
Im Vergleich zum Vorjahr sank 2020 die Zahl der in Deutschland verwendeten Versuchstiere um etwa 14 Prozent. Insgesamt wurden rund 1,9 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer in Tierversuchen nach § 7 Absatz 2 des Tierschutzgesetzes eingesetzt. Das geht aus der Versuchstierstatistik hervor, die in diesem Jahr erstmals vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) veröffentlicht wird, das Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist. „Seit einigen Jahren beobachten wir weitgehend stabile Versuchstierzahlen, für 2020 sehen wir erstmals einen starken Rückgang“, sagt BfR-Präsident Andreas Hensel. „Ich gehe davon aus, dass sich der Rückgang durch das Engagement Deutschlands für mehr Tierschutz in diesem Bereich erklären lässt.“
Zur Meldung des BfR...
Die Initiative „Tierversuche verstehen" hat die Versuchstierzahlen 2020 analysiert. Sie sieht die aufgrund der Lockdown-Einschränkungen und Homeoffice-Vorschriften nicht durch- oder weitergeführten Forschungsvorhaben als Grund für die niedrigeren Zahlen an. „Eine abnehmende Zahl von Versuchstieren trotz der intensiven Corona-Forschung mag für Außenstehende paradox klingen. Das zeigt aber vor allem, dass auch die Forschung von den Einschränkungen während der Pandemie betroffen war“, sagt Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums und Sprecher der Initiative Tierversuche verstehen. „Wir sehen deshalb in fast allen Bereichen, die nicht in die Corona-Forschung involviert sind, einen Rückgang der Zahl der Versuchstiere.“
Aus den jetzt veröffentlichten Zahlen lässt sich der Corona-Forschungsanteil nicht direkt ablesen. Aus einer Studie des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) geht aber hervor, dass Wissenschaftler*innen für die Erforschung des Coronavirus im Zeitraum zwischen Februar 2020 und Juli 2021 insgesamt 61.389 Versuchstiere in 102 Projekten beantragt haben. Die Anträge betrafen Mäuse (89%), gefolgt von Hamstern (7,5%), Ratten (1,5%) und Meerschweinchen (1,2%). Auch Frettchen (0,3%), Primaten (0,06%) und Schweine (0,05%) waren für Forschungsvorhaben im Kampf gegen das Virus vorgesehen. Allerdings spiegeln diese beantragten Tiere nicht die Zahl der in Versuchen tatsächlich eingesetzten Tiere wider. Zudem erfolgt die Meldung über die effektiv eingesetzten Tiere erst zum Abschluss eines Versuchs.
Die Pandemie hat nochmals zu einem drastischen Zuwachs bei den Forschungsausgaben des Bundes für die Gesundheitsforschung geführt, nach einem kontinuierlichen Anstieg in den Jahren davor. So stiegen die Ausgaben in 2020 um 33 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Damit haben sich die Fördermittel des Bundes von 2010 und 2020 mit einem Plus von 121 Prozent mehr als verdoppelt. Die Versuchstierzahlen hingegen zeigten keinen Zuwachs. „Die Bemühungen, die Zahl der Tiere auf ein Minimum zu reduzieren, sind offenbar erfolgreich: Das 3R-Prinzip wirkt!“, interpretiert Treue diesen anhaltenden Trend.
Vollständige Meldung der Initiative „Tierversuche verstehen"...