Menü mobile menu

Hoffnung für Myanmar-Stumpfnasenaffen

Acht Jahre nach der Entdeckung der vom Aussterben bedrohten Primatenart versprechen Schutzmaßnahmen erste Erfolge
Ein männlicher Myanmar-Stumpfnasenaffe. Die Primatenart wurde 2010 in den Wäldern Myanmars entdeckt und ist vom Aussterben bedroht. Intensive Schutzmaßnahmen und lokale Aufklärungskampagnen haben die Überlebenschancen der Affen jedoch erheblich verbessert. Foto: Shaohua Dong
Ein junger Myanmar-Stumpfnasenaffe. Foto: Shaohua Dong
Ein junger Myanmar-Stumpfnasenaffe. Foto: Shaohua Dong
PD Dr. Christian Roos ist Primatengenetiker am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Christian Kiel
PD Dr. Christian Roos ist Primatengenetiker am Deutschen Primatenzentrum. Foto: Christian Kiel

Wissenschaftler und Naturschützer von Fauna & Flora International in Myanmar, der Dali Universität in China und dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) - Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen haben eine umfassende Bestandsaufnahme zu einer der weltweit am stärksten gefährdeten Primatenarten veröffentlicht. Der Myanmar-Stumpfnasenaffe (Rhinopithecus strykeri) wurde 2010 in den Wäldern Myanmars entdeckt, vermutlich existieren weniger als 400 Exemplare dieser Art. Der nun veröffentlichte Bericht zeigt jedoch, dass die von den Regierungen Myanmars und Chinas in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen und der einheimischen Bevölkerung ergriffenen Schutzmaßnahmen die Bedrohung deutlich reduziert haben und das Überleben der bedrohten Affen sichern könnten.

Der Myanmar-Stumpfnasenaffe wurde 2010 von Ngwe Lwin entdeckt, einem Wissenschaftler der britischen Naturschutzorganisation Fauna & Flora International. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Myanmar keine Stumpfnasenaffen bekannt. Außerdem unterschied sich die Affenart anhand von Fellfarbe und Schädelform von den bis dahin vier bekannten Stumpfnasenaffen. Im folgenden Jahr bestätigten Wissenschaftler in China, dass die Affen auch in den benachbarten Wäldern der Provinz Yunnan vorkommen. Im Jahr 2012 erbrachte Christian Roos, Wissenschaftler in der Abteilung Primatengenetik am DPZ, gemeinsam mit internationalen Kollegen auch den genetischen Beweis. Anhand ihrer Erbsubstanz identifizierte er die Affen als eigene Stumpfnasenart. Die weitere Forschung von Fauna & Flora International und ihrer Partner führte dazu, dass die Art aufgrund ihrer geringen Populationsgröße und der Bedrohung durch Jagd und Lebensraumverlust offiziell als vom Aussterben bedroht eingestuft wurde.

Acht Jahre nach der Entdeckung der Myanmar-Stumpfnasenaffen soll die nun veröffentlichte Bestandsaufnahme zeigen, wie es um die Primatenart bestellt ist. "Unser Bericht bestätigt, dass der Status der Stumpfnasenaffen zwar aufgrund ihrer fragmentierten, kleinen Population und der anhaltenden Bedrohungen kritisch bleibt, dass aber Aktionen von Gemeinden, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen zu einer erheblichen Verbesserung der Aussichten für diese Art geführt haben", fasst Christian Roos, Mitautor der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Gemeinsame Aktionen gegen die Gefährdung

Die Grenzgebiete des östlichen Himalaya zwischen dem Staat Kachin in Myanmar und der Provinz Yunnan in China sind durch Jagd- und Wildtierhandel, illegalen Holzeinschlag und Waldzerstörung sowie durch Bau von Wasserkraftwerken und der damit verbundenen Infrastrukturentwicklung ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich diese Situation allmählich umkehrt. Intensive gemeindenahe Aufklärungsarbeit hat den lokalen Jagddruck in Myanmar verringert. Außerdem wurden im Rahmen eines grenzüberschreitenden Abkommens zwischen China und Myanmar im Jahr 2015 der illegale Handel mit Wildtieren und der Holzeinschlag erheblich reduziert. "Wir gehen derzeit von weniger als 400 Myanmar-Stumpfnasenaffen aus", sagt Christian Roos. "Aufgrund der scheuen Lebensweise der Tiere gibt es leider keine genaueren Zahlen. Wir hoffen aber sehr, dass die verbesserten Schutzmaßnahmen zu einem baldigen Anstieg der Population führen werden. Tatsächlich konnten wir bereits einen deutlichen Rückgang der Jagd auf die Affen beobachten."

Die Regierungen Myanmars und Chinas haben damit begonnen, neue Schutzgebiete auf beiden Seiten der Grenze einzurichten: den Imawbum Nationalpark in Myanmar und den Nujiang Grand Canyon Nationalpark in China. Dabei wurden auch die sozioökonomischen Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung in den Planungsprozess miteinbezogen. Darüber hinaus hat das Forstministerium in Myanmar eng mit Fauna & Flora International zusammengearbeitet, um das Schutzgebiet in Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung abzugrenzen. Die offizielle Bekanntmachung des Ministeriums für Naturressourcen und Umweltschutz wird voraussichtlich in diesem Jahr erlassen. "Die Ausweisung von Schutzgebieten sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung haben die Chancen, dass der Myanmar-Stumpfnasenaffe vor dem Aussterben bewahrt wird, drastisch verbessert", sagt Frank Momberg, Direktor des Myanmar-Programms von Fauna & Flora International.

Originalpublikation

Meyer D, Momberg F, Matauschek C, Oswald P, Lwin N, Aung SS, Yang Y, Xiao W, Long Y-C, Grueter CC, Roos C. (2017): Conservation Status of the Myanmar or Black Snub-nosed Monkey Rhinopithecus strykeri. Fauna & Flora International, Yangon, Myanmar; Institute of Eastern-Himalaya Biodiversity Research, Dali University, Dali, China; and German Primate Center, Göttingen, Germany

Download Report