Die S3-Anlage im Tierhaus
Das Tierhaus des Deutschen Primatenzentrums ist seit Mai 2021 wieder mit einer Forschungseinheit der Sicherheitsstufe 3 ausgestattet und ermöglicht so die Erforschung von wichtigen Krankheitserregern wie beispielsweise SARS-CoV-2 an nicht-menschlichen Primaten. Viren, die eine ernsthafte Gefahr für den Menschen darstellen sind in der Regel mindestens der Risikogruppe 3 zugeordnet. Um diese Erreger im lebenden Organismus untersuchen zu können, ist eine Tierhaltung und Forschungseinheit mit der entsprechenden Sicherheitsstufe Voraussetzung.
Die Infektionsforscher*innen am DPZ arbeiten seit über zehn Jahren mit Coronaviren und haben bereits erfolgversprechende Zellkulturexperimente mit SARS-CoV-2 im Labor durchgeführt. So konnte das Team um Stefan Pöhlmann beispielsweise zeigen, wie das Virus in Zellen eindringt und Hemmstoffe identifizieren, die die Infektion von Lungenzellen verhindern könnten. Folgestudien an Rhesusaffen sollen nun die Wirksamkeit der Therapien überprüfen.
Primaten als Tiermodelle in der Infektionsforschung
Da viele Erreger ein sehr enges Wirtsspektrum haben, sind sie außer für den Menschen nur für Affen infektiös und pathogen. Außerdem werden aufgrund der engen Verwandtschaft von Affe und Mensch bestimmte Ausprägungen von Virus-Erkrankungen im Affen besser abgebildet als in Nagern. Rhesusaffen entwickeln beispielsweise vergleichbare COVID-19-Symptome wie Menschen mit mildem Verlauf und sind daher ein wichtiges Tiermodell für die Corona-Forschung.
Aktuelle Projekte
Es soll im Rahmen mehrerer, durch das COFONI-Netzwerk finanzierter niedersächsischer Verbundprojekte überprüft werden, ob Antikörper, die das SARS-CoV-2 in Zellkultur hemmen, auch die Virus-Vermehrung in Makaken und die Ausbildung von Krankheitssymptomen verhindern.
Ausstattung der S3-Einheit
Die S3-Einheit ist ein etwa 500 Quadratmeter großer, in sich abgeschlossener Bereich, der über eine eigene Technikzentrale mit doppelter Lüftungsanlage zur Filterung der Abluft, eine gasdichte Edelstahldecke und eine thermische Abwassersterilisation verfügt. Sollte es in der Anlage einmal brennen, kommt eine vollautomatische Hochdrucknebellöschanlage zum Einsatz. Die Anlage besteht aus einem OP- und Sektionsraum sowie mehreren Untersuchungs- und Tierhaltungseinheiten, die sogenannte „Inseln“ bilden. Von diesen gibt es insgesamt vier, die nochmals in sich abgeschlossene Bereiche bilden, um Experimente mit verschiedenen Erregern parallel durchführen zu können. Ein Notstromaggregat sorgt bei einem etwaigen Stromausfall für einen sicheren Betrieb der Einheit. Das Betreten und Verlassen der S3-Einheit sowie der Inseln ist jeweils nur über eine Schleuse möglich, in der durch entsprechende Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel duschen und einem vollständigen Kleidungswechsel sichergestellt wird, dass weder Keime in die Einheit gelangen, noch diese verlassen. Dies bedeutet auch, dass alle Dinge, die in die S3-Anlage mit hineingenommen werden, autoklaviert, das heißt mit heißem Dampf sterilisiert werden müssen, bevor sie die Anlage wieder verlassen dürfen.
Die Arbeitsabläufe und Handgriffe für den „Ernstfall“ wurden im Vorfeld ausgiebig geübt, um den Tierpfleger*innen, Tierärzt*innen und Forschenden im Regelbetrieb mehr Sicherheit und Routine im Umgang mit den hochpathogenen Krankheitserregern zu geben.
Prof. Dr. Stefan Pöhlmann Leiter +49 551 3851-150 +49 551 3851-184 Kontakt