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Mantelpavian

Mantelpaviane sind in Nordost-Afrika und im Südwesten der Arabischen Halbinsel rund um das südliche Rote Meer verbreitet. Wie sie einst von ihrem Ursprung in Afrika auf die Arabische Halbinsel gelangten, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist aber, dass Mantelpaviane das Rote Meer zur gleichen Zeit wie der Mensch im Späten Pleistozän vor etwa 130.000 bis 12.000 Jahren überquerten. Aufgrund der eiszeitlich bedingten Absenkung des Meeresspiegels existierte damals möglicherweise eine Landbrücke nahe der Meeresstraße Bab-el-Mandeb, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. Mantelpaviane sind die am weitesten nördlich lebende Pavianart und die einzige, die auch außerhalb des afrikanischen Kontinents zu finden ist.

Mantelpavian-Paar im Außengehege des Deutschen Primatenzentrums. Foto: Karin Tilch
Mantelpavian-Paar im Außengehege des Deutschen Primatenzentrums. Foto: Karin Tilch

Besondere Merkmale

Die Tiere zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Die Männchen überragen die Weibchen in ihrer Körperlänge um bis zu 30 Zentimeter und sind oft doppelt so schwer. Neben diesen Größen- und Gewichtsunterschieden zeichnen sich die Männchen auch durch ihr auffälliges, silbergraues Fell aus, das als lange Mähne ihren Kopf, die Schultern und den oberen Rücken bedeckt. Die Weibchen tragen dagegen ein kürzeres bräunliches Fell. Auch die Eckzähne der Männchen sind um einiges länger als die ihrer Artgenossinnen, was aber bei fast allen Affenarten der Fall ist. Die Haut des Hinterteils ist bei beiden Geschlechtern auffällig rot. Der lange Schwanz verläuft am Ansatz in einem nach oben geschwungenen Bogen.

Lebensraum und Lebensstil

Savannen, Steppen, felsige Wüsten aber auch alpine Grasländer bis 2600 Meter Höhe und bewaldete Gebiete am Horn von Afrika und in Arabien gehören zum Lebensraum der Mantelpaviane. Sie sind abhängig von Wasser und deshalb nie sehr weit entfernt von Wasserstellen zu finden. Mantelpaviane halten sich überwiegend am Boden auf und bewegen sich auf allen vieren fort. In der Nacht ziehen sie sich meistens in felsige Gebiete mit Klippen zurück, wo sie geeignete Schlafplätze finden. Während der täglichen Suche nach Nahrung legen sie bis zu 20 Kilometer zurück. Ihre Streifgebiete umfassen zehn bis 40 Quadratkilometer und überlappen häufig mit denen anderer Gruppen.

Mantelpaviangruppe am DPZ. Foto: DPZ
Mantelpaviangruppe am DPZ. Foto: DPZ

Soziale Organisation und Fortpflanzung

Mantelpaviane organisieren sich in einem mehrschichtigen Sozialsystem. Die kleinste soziale Einheit bildet die sogenannte Ein-Mann-Gruppe (EMG), die bis zu 15 Tiere umfassen kann. Ein Alpha-Männchen lebt mit mehreren Weibchen (meist zwei bis drei), ihren Jungtieren und einigen jungen Männchen zusammen. Das Alpha-Männchen ist der „Anführer“ der Gruppe und ist das einzige erwachsene Männchen, mit dem sich die Weibchen der Gruppe paaren. Das Männchen wacht über seine Weibchen, hält sie teilweise aggressiv zusammen und hindert sie am Kontakt mit anderen Männchen. Die Weibchen sind dadurch meist in der Nähe des Alpha-Tieres zu finden und lassen ihm die meiste Zuwendung zukommen, die sich vor allem in ausgeprägter, sozialer Fellpflege wiederspiegelt. Zwei bis drei EMGs bilden zusammen einen Clan. Innerhalb eines Clans sind die Männchen oft miteinander verwandt. Die Mitglieder eines Clans gehen zusammen auf Futtersuche und tauschen soziale Interaktionen aus. Mehrere Clans bilden schließlich eine größere Gruppe, der aus bis zu 100 Tieren bestehen kann, genannt „Bande“. Die Mitglieder einer Bande teilen sich ein Streifgebiet und ziehen zusammen umher. An Schlafplätzen können sich mehre Banden treffen und die Nacht in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander verbringen. Eine solche Schlafplatzgemeinschaft wird auch Herde genannt.

Mantelpavianweibchen mit Jungtier bei der Fellpflege. Foto: Anton Säckl
Mantelpavianweibchen mit Jungtier bei der Fellpflege. Foto: Anton Säckl

Mantelpavianweibchen erreichen ihre Geschlechtsreife mit vier bis fünf Jahren, die Männchen später mit sechs bis neun Jahren. Paarungen und Geburten finden das ganze Jahr über statt. Während der Zeit des Eisprungs schwillt die perineale Region (Region zwischen After und Geschlechtsorganen) des Weibchens stark an und ist gerötet, was für das Männchen als Signal für die Befruchtungsfähigkeit des Weibchens ist. Während dieser Zeit paart sich meist nur das Alpha-Männchen mit seinen Weibchen. Nach einer Tragzeit von 165 bis 184 Tagen gebiert das Weibchen ein Junges. Das Jungtier hat ein schwarzes Fell, das sich erst nach drei bis sechs Monaten verfärbt. Die älteren Jungtiere haben dann die gleiche Farbe wie die Weibchen. Die Mutter trägt das Junge zunächst an ihrem Bauch später auf dem Rücken und säugt es acht bis zwölf Monate lang. Die Pflege und Aufzucht der Jungtiere bleibt vollständig den Weibchen überlassen, obwohl die Männchen auch mit den Jungtieren spielen und auch kurze Strecken auf ihrem Rücken reiten lassen. Sowohl männliche als auch weibliche junge Paviane verlassen ihre Geburtsgruppen noch vor der Geschlechtsreife. Die Weibchen schließen sich anderen EMGs an. In den meisten Fällen verlassen junge Weibchen aber nicht ganz freiwillig ihre Geburtsgruppe, sondern werden von jungerwachsenen Männchen „gekidnappt“, die auf diese Weise ihre eigene EMG gründen. Die jungen Männchen verbleiben meist in ihren Clans, sind aber oftmals nicht einer speziellen EMG zuzuordnen. Da Männchen ohne eigene Weibchen sich nicht regelmäßig paaren können, versuchen sie eigene EMGs zu etablieren. Sie schließen sich entweder als sogenannte „Follower“ einer EMG an und versuchen den „alten“ Führer des EMG abzulösen, wenn dieser Schwächen zeigt, oder sie versuchen mit den gekidnappten jungen Weibchen ihre eigene EMG zu gründen. Diese Variante scheint weniger risikoreich für das Männchen zu sein. Er kümmert sich intensiv um das Weibchen, pflegt und bewacht es und paart sich mit ihm, wenn es die Geschlechtsreife erreicht hat. Dadurch wird er auch für andere Weibchen attraktiver, die sich der neu gegründeten EMG anschließen.

 

Quelle: Handbook of the Mammals of the World: Primates (edited by Mittermeier, R.A., Ryland, A.B., Wilson D.E., published by Lynx Edicions, Conservation International, IUCN, 2013)

Verbreitung

Verbreitungsgebiet der Mantelpaviane. Abbildung: Sylvia Siersleben
Verbreitungsgebiet der Mantelpaviane. Abbildung: Sylvia Siersleben

Steckbrief Mantelpavian

Wissenschaftlicher NamePapio hamadryas
Taxonomie

Teilordnung:
Altweltaffen

Familie:
Meerkatzen-
verwandte

Unterfamilie:
Backentaschen-
affen

Tribus:
Pavianartige

Gattung:
Paviane

Art:
Mantelpavian

VerbreitungSüdwest-Saudi-Arabien, West-Jemen, Nordost-Sudan, Ost-Eritrea, Djibouti, Nordost-Äthiopien, Nord-Somalia
Kopf-Rumpf-Länge

70 - 95 cm
(Männchen)

50 - 65 cm
(Weibchen)

Schwanzlänge

42 - 60 cm
(Männchen)

37 - 41 cm
(Weibchen)

Gewicht

16,4 - 21,3 kg
(Männchen, in der Haltung bis 30 kg)

10 - 15 kg
(Weibchen)

ErnährungGras, Grassamen, Wurzeln, Wurzelknollen, Sprosse, Früchte, junge Blätter, Blüten von Hülsenfrüchtlern, Insekten, Skorpione, kleine Echsen, kleine Säugetiere
Lebensstiltagaktiv, bodenlebend
Soziale Organisationmehrschichtiges Sozialsystem
Paarungssytempolygyn-monandrisch (mehrere Weibchen paaren sich mit einem Männchen)
Lebenserwartung (Haltung)bis zu 30 Jahre
Status
(IUCN Rote Liste)
nicht gefährdet