Rhesusaffe
Rhesusaffen leben in Asien und bewohnen das größte Verbreitungsgebiet aller Affenarten. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Afghanistan über Indien, Thailand und Vietnam bis nach China. Da sie äußerst anpassungsfähig sind, können sie in den winterkalten Hochgebirgsregionen des Himalaya genauso überleben wie in den trockenen und heißen Gebieten des Flachlandes. Meist bevorzugen sie offenes Gebüsch, Wälder und Parkanlagen als Lebensraum. Einige Rhesusaffen-Sippen besiedeln jedoch auch felsige Gebiete und Küstensümpfe. Für ihre enorme Anpassungsfähigkeit spricht auch, dass sie immer häufiger in der Nähe von Menschen leben, hauptsächlich dort wo ihr natürlicher Lebensraum eingeschränkt wurde. In Südasien, vor allem in Indien, sind sie in dörflichen Siedlungen, Tempelanlagen und sogar Großstädten anzutreffen.
Ernährung
Rhesusaffen sind Allesfresser. Ihre Nahrung besteht aber hauptsächlich aus pflanzlichem Material. Tierische Nahrung nehmen sie meist in Form von Insekten, Spinnen, Schalentieren oder Vogeleiern zu sich. In Sumpfgebieten fangen und verspeisen Rhesusaffen auch gern Fische. In der Nähe menschlicher Siedlungen plündern sie auch häufig Felder und Gärten mit angebauten Kulturpflanzen oder durchsuchen Mülltonnen nach Fressbarem.
Lebensweise
Rhesusaffen sind sehr temperamentvolle und aktive Tiere. Sie leben in Gruppen von 20 bis 200 Tieren zusammen und halten sich je nach Lebensraum am Boden oder auf Bäumen auf. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit Nahrungssuche und -aufnahme. Rhesusaffen laufen am Boden auf allen vieren, können aber auch gut klettern und springen. In der Nähe von Wasser baden sie gern und sind deshalb gute Schwimmer. Die Größe ihrer Streifgebiete ist sehr variabel und kann von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern umfassen. Obwohl Rhesusaffen im Gruppenverband leben, sind sie nicht sehr territorial. Die einzelnen Reviere benachbarter Gruppen können sich erheblich überschneiden, Feindseligkeiten sind jedoch eher selten, da sich die zahlenmäßig unterlegene Gruppe bei Konfrontationen meist schnell zurückzieht.
Sozialverhalten und Fortpflanzung
Die Gruppenverbände der Rhesusaffen bestehen aus mehreren Männchen, Weibchen und Jungtieren. Rangordnungen bilden sich in beiden Geschlechtern aus, wobei die der Weibchen stabiler und dauerhafter sind als die der Männchen. Die Weibchen bleiben lebenslang in ihrer Geburtsgruppe, während die Männchen mit der Geschlechtsreife abwandern und zeitweise in kleineren Junggesellengruppen umherziehen. Paarungen finden bevorzugt zwischen gleichrangigen Mitgliedern einer Gruppe statt, jedoch ist das Fortpflanzungsverhalten der Rhesusaffen von Promiskuität geprägt. Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit dreieinhalb bis fünfeinhalb Jahren, Männchen etwas später mit sechseinhalb Jahren. Die Paarungszeiten variieren je nach Lebensraum. Rhesusaffen, die in winterkalten Gebieten leben, paaren sich bevorzugt im Herbst, damit die Jungen im Frühjahr auf die Welt kommen. Im Flachland ist die Fortpflanzung an die Monsunzeit gebunden. Geburten erfolgen besonders häufig in der Vor- und Nachmonsunzeit. (März – Juni und September – Oktober). Nach einer Tragzeit von etwa 166 Tagen bringt das Weibchen ein Junges zur Welt, das zwischen 450 bis 500 Gramm wiegt. In den ersten Wochen wird das Jungtier die meiste Zeit des Tages von der Mutter am Bauch oder auf dem Rücken getragen und intensiv umsorgt. Nach zwei Wochen nimmt es bereits feste Nahrung zu sich und ist nach sechs Monaten weitgehend selbstständig.
Rhesusaffen in der Forschung
Rhesusaffen werden seit langem als Versuchstiere in der Forschung eingesetzt. Im Jahr 1940 wurde in ihrem Blut der nach ihnen benannte Rhesusfaktor entdeckt, der danach auch beim Menschen nachgewiesen wurde. Diese wichtige Erkenntnis verhinderte fortan die lebensgefährlichen Abwehrreaktionen bei Bluttransfusionen und während der Schwangerschaft. In den fünfziger Jahren konnten Wissenschaftler durch Versuche an Rhesusaffen den Impfstoff gegen das Poliovirus entwickeln, der heute Millionen Menschen vor einer Infektion bewahrt. Durch den damit einhergehenden massiven Export von Rhesusaffen aus Indien in die jeweiligen Bestimmungsländer, dezimierte sich jedoch ihre Population zeitweise rapide. Erst Ende der siebziger Jahre stoppte die indische Regierung die Affenausfuhr vollständig und die Bestände erholten sich. Rhesusaffen für die Forschung werden heute in speziellen Einrichtungen wie dem Deutschen Primatenzentrum gezüchtet, damit sie nicht mehr aus ihrem natürlichen Lebensraum entnommen werden und hohen gesundheitlichen Standards entsprechen. Weltweit werden Rhesusaffen vor allem in der Infektionsforschung, Arzneimittelentwicklung und in der Hirnforschung als Versuchstiere eingesetzt. Im Jahr 2007 wurde in der Fachzeitschrift Science das Ergebnis der DNA-Sequenzierung des Rhesusaffen-Genoms veröffentlicht. Nach Mensch und Schimpanse, sind Rhesusaffen die dritte vollständig sequenzierte Primatenart. Die Wissenschaftler konnten eine 93,5-prozentige Übereinstimmung der Rhesusaffen-DNA mit der des Menschen nachweisen.
Quelle: Handbook of the Mammals of the World: Primates (edited by Mittermeier, R.A., Ryland, A.B., Wilson D.E., published by Lynx Edicions, Conservation International, IUCN, 2013)
Verbreitung
Steckbrief Rhesusaffe
Wissenschaftlicher Name | Macaca mulatta |
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Taxonomie | Teilordnung: Familie: Unterfamilie: Tribus: Gattung: Art: |
Verbreitung | Süd- und Südostasien (Afghanistan, Pakistan, Indien, China, Thailand, laos, Vietnam, Nepal, Bhutan, Bangladesh, Myanmar, Hainan) |
Kopf-Rumpf-Länge | 41 - 66 cm 37 - 58 cm |
Schwanzlänge | 12,5 - 31 cm 12,5 - 28 cm |
Gewicht | 4 - 14,1 kg 3 - 10 kg |
Ernährung | Früchte, Samen, Blüten, Blätter, Sprosse, Knospen, Stängel, Zweige, Wurzeln, Baumrinde, Mark, Gummi, Pilze, Insekten, Spinnen, Krebse, Krabben, Fisch, Schalentiere, Vogeleier, Honigwaben |
Lebensstil | tagaktiv, halten sich überwiegend am Boden auf |
Soziale Organisation | gemischt- geschlechtliche Gruppen, Rangordnungen in beiden Geschlechtern |
Paarungssystem | promiskuitiv |
Lebenserwartung | im Freiland: etwa 25 Jahre in der Haltung: bis zu 37 Jahre |
Status (IUCN Rote Liste) | nicht gefährdet |